Editorial zum Online-Neuerscheinungsdienst "ÜBERDENTAELLERRAND" (NED) September 2015
Mona Singer, Professorin am Institut für Philosophie der Universität Wien, hat einen Band zum Verhältnis von Technik und Politik herausgegeben: Technik & Politik: Technikphilosophie von Benjamin und Deleuze bis Latour und Haraway. ?Ausgegangen wird in diesem Band davon, dass Technik politisch zu fassen ist, und das setzt voraus, technische Entwicklungen so zu verstehen, dass sie nichts Automatisches an sich haben, sondern immer auch politischen Charakter und daher im Gefüge gesellschaftlicher Entwicklungen zu beurteilen sind? (Inhaltstext). Das sieht die Technikfolgenabschätzung ja nicht anders. Interessant an diesem Band erscheint mir insbesondere, dass die zwei Autorinnen und acht Autoren ihre Positionen ?in politisch-emanzipatorischer Absicht? vorwiegend in Auseinandersetzung mit einzelnen, bekanntermaßen einflussreichen Theoretikern ? übrigens nicht nur Technikphilosophen ? entwickeln: Langdon Winner, Walter Benjamin, Martin Heidegger, Bruno Latour, Donna Haraway, Vilém Flusser, Jean-Luc Nancy sowie Gilles Deleuze und Félix Guattari /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1045377260/04.
Die von Michael Kalteis verfasste und von der Wirtschaftsuniversität Wien angenommene rechtswissenschaftliche Dissertation hat den vielversprechenden Titel ?Neue Technologien und netzbasierte Medien als Herausforderungen des Datenschutzrechts: Untersuchungen am Beispiel von Cloud Computing, Smart Metering und dem Einsatz mobiler Apps?. Bezug nehmend auf das österreichische, verfassungsgesetzlich und unionsrechtlich determinierte DSG 2000 wird systematisch untersucht, ob es in seiner derzeitigen Anlage auch noch für Cloud Computing-Lösungen, die Verwendung mobiler Apps und den Einsatz sog. Smart Meter sachadäquat ist. Die Überlegungen dürften auch für das Datenschutzrecht in Deutschland und der Schweiz relevant sein /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1049842758/04.
Schließlich sei noch auf die Promotionsschrift von Jörg Löschke hingewiesen, der heute am Institut für Philosophie der Universität Bern tätig ist. Für seine Arbeit bekam er 2012 den Kant-Preis des Philosophischen Instituts der Universität Bonn für die beste Dissertation des akademischen Jahres 2011/12. These und Titel der Arbeit lauten: Solidarität als moralische Arbeitsteilung. Ausgehend von den Theorien von Jürgen Habermas, Axel Honneth und Richard Rorty kommt Löschke zu der Auffassung, dass der Solidaritätsbegriff auf Hilfspflichten verweist, die Mitglieder partikularer Gruppen gegeneinander haben. Das Ziel dieser Hilfspflichten bestehe in der Beseitigung moralischer Missstände, die die praktischen Identitäten der Gruppenmitglieder betreffen. Begründet wird Solidarität bei Löschke als ein Prinzip moralischer Arbeitsteilung: Allgemeine Hilfspflichten werden unter bestimmten Akteuren aufgeteilt, um ungerechte Zustände möglichst effizient zu beseitigen (vgl. Inhaltstext). TA könnte daran anknüpfen und fragen, ob es z.B. Solidarität schwächende oder stärkende Technologien gibt, ob also Solidarität als Wert in die Technikgestaltung einfließen könnte. Ob und in welcher Weise die Nachhaltigkeitsforschung Solidarität als Ressource nachhaltiger Entwicklung einzubeziehen hätte, wäre eine andere Anschlussfrage. Übrigens habe ich nebenbei im Inhaltstext noch das Wort ?supererogatorisch? gelernt ? dass also etwas löblich und gut ist, ohne jedoch von Personen eingefordert werden zu können. Solidarität nach Löschke ist dementsprechend eher nicht supererogatorisch /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1070772836/04.
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